Nach dem Terroranschlag auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo liegen die Nerven blank. Die europäischen Herrscher ringen um Macht und Prestige und entfachen einen Weltenbrand, der in der Geschichte kein Beispiel hat. Stellungskrieg, Materialschlacht, Giftgas - mehr als 10 Millionen Menschen finden in der Kriegsmaschinerie der folgenden vier Jahre den Tod. Als Textgrundlage für das Stück "In Europa gehen die Lichter aus" dienten dem Theater Sündenfall e.V. historische Originaldokumente: Militärische Pläne und diplomatischer Schriftverkehr, der bis zum Kriegsausbruch am 1. August 1914 zwischen den Generalstäben, Außenministerien und Botschaften der europäischen Großmächte hin- und herging. Dieser Kommunikation auf höchster politischer Ebene wird andererseits durch die Feldpostbriefe einfacher Soldaten die grauenhafte Realität des Frontalltags gegenüber gestellt. So nähert sich das Stück durch eine dramatische Collage den Motiven der europäischen Staatsmänner, dem Versagen der Diplomatie und ihrer erschütternden Konsequenzen. Einfache Schuldzuweisungen werden dabei bewußt vermieden. Einzig kommentierendes Moment des Stückes ist die alle gleich behandelnde, allegorische Figur des Todes, die das Geschehen abgeklärt und doch emphatisch begleitet, um ein Verständnis der komplizierten internationalen Verwicklungen und ihrer Protagonisten zu erleichtern.