Unzählige Studenten haben es miterlebt. Das Abi ist bestanden, die Entscheidung für ein Studium gefallen und die Freude groß, als die Zusage der Uni im Briefkasten liegt. Jetzt steht dem Umzug in die ersten eigenen vier Wände nichts mehr im Wege. Doch wie ist das Leben, wenn man in die größte Studentenwohnanlage Deutschlands einzieht?
Ein kleiner Bericht von einem Neueinzügler und dessen Erlebnissen in den ersten Wochen.
Wow, besser kann es eigentlich gar nicht laufen. Ich hab die Zusage der Uni aus München und einen Platz im Wohnheim ergattert. Also würde ich in die Studentenstadt Freimann im Norden Münchens ziehen. Mit Kind und Kegel oder doch vielmehr mit dem Inhalt eines 24-m²-Zimmers fuhr ich also in die bayerische Landeshauptstadt, voller Erwartung, was ich dort wohl vorfinden würde. Erst später wurde mir bewusst, dass man die StuSta, wie die Studentenstadt von ihren Bewohnern genannt wird, schon von weiten auf der Autobahn sieht.
Dennoch war mein erster Gedanke nicht: „Cool, hier werde ich wohnen!“. Nein, vielmehr glich es einem schockierten „Oh“. Denn die Studentenstadt bietet den Ankommenden graue Hochhäuser, die mich doch sehr an Plattenbau und Ghetto erinnerten. Aber es geht um die ersten eigenen vier Wände, und noch habe ich mein Appartment nicht gesehen. Mein erster Weg in der StuSta führt mich in die Verwaltung, um dort meinen Schlüssel zu holen. Um dorthin zu kommen, muss ich durch einen gigantischen Innenhof, den ich später nur noch Atrium nennen werde und der gerade dazu einlädt, zu grillen und die sonnigen Stunden des Tages zu genießen.
An einer Bibliothek vorbei und ich stehe in der Verwaltung. Hier werde ich von einer wahnsinnig netten Dame begrüßt und erhalte die Schlüssel zu meiner Wohnung. Ich wohne in Haus 12, welches auch oranges Haus bzw. O-Haus genannt wird. Fast alle Häuser in der StuSta sind nach Farben benannt, welche sich nach auf Fensterrahmenfarben der einzelnen Häuser beziehen. Der Gang, durch den ich muss, um zu meinem neuen Zuhause zu gelangen, ist mit den verschiedensten Farben besprüht worden. Und dann steh ich vor meiner Tür.
Als ich in dem Zimmer stand, wurde mir klar, dass 16 m² wirklich nicht groß sind, und ich musste mit einem mulmigen Gefühl an das beladene Auto unten am Parkplatz denken. Die zweite Überraschung war das Bad. Die Ähnlichkeit zu dem in einem Zug ist verblüffend. Und trotz der ganzen Eindrücke, die nicht so ganz meinen Vorstellungen entsprachen, machte sich ein erster Charme bemerkbar.
Dieser Charme wurde stärker. Denn kaum waren alle Sachen in meinem Reich verstaut, konnte ich mich mit meiner neuen Umgebung vertraut machen. Begonnen hab ich damit auf meinem Balkon. Von diesem aus kann ich über die ganze StuSta schauen. Da ist das rote und das blaue Haus. Das HSH (Hanns-Seidel-Haus), das EWH (Egon-Wiberg-Haus) und das MKH (Max-Kade-Haus) sind von meinem Balkon aus auch sichtbar.
Nachdem ich mir einen Überblick verschafft hatte, musste ich natürlich alles aus nächste Nähe betrachten. Hier begegneten mir zum ersten Mal meine Mitbewohner. Wahnsinnig nette Leute, die mich gleich mit einem Bier begrüßten. Nach diesem Einstand wurde ich auch gleich zu einer StuSta-Führung eingeladen. Hier bemerkte ich zum ersten Mal, was die StuSta so zu bieten hat. Neben Gemeinschaftsappartments (GAPs), einem Brotladen, einer Sauna, einer Disko und drei Kneipen gibt es sogar eigene kleine Läden in den Häusern. Ich bin begeistert!
Aber hier ist noch nicht Ende. Die StuSta verwaltet sich zum größten Teil selbst. Über Stockwerkssprecher und Haussprecher können die Bewohner ihre Anliegen im Gesamtheimrat (GHR) vorbringen. Der GHR ist sozusagen das Parlament in der Studentenstadt. Hier wird Demokratie gelebt. Um die Neueinzügler und das Zusammenleben in der Wohnanlage kümmern sich Tutoren, die von einem Museumsbesuch bis hin zu Spieleabenden verschiedenste Aktivitäten anbieten. Verschiedenste Aktivitäten können auch in der Turnhalle, in den Werkräumen oder im Bandraum betrieben werden. Auch diversen Vereinen bietet die Wohnanlage eine Heimat. Neben einer Basketballgruppe gibt es auch eine Fußball- und eine Rugbymannschaft. Der Verein Kulturleben in der Studentenstadt organisiert das alljährliche StuStaCulum .
Spätestens nach dieser Führung hatte mich die Studentenstadt in ihren Bann gezogen. Mittlerweile wohne ich schon eine zeitlang in der StuSta, so dass von Neueinzügler eigentlich nicht mehr die Rede sein kann. An Faszination hat die Stadt der Studenten nichts verloren. Und sogar die Wikipedia gibt darüber Auskunft.