Politik ist mittlerweile Popkultur, und Mathias Tretters erstes Solo-Programm "Die Brille zur Macht" ist politisches Kabarett. Es beschreibt den Kampf der Kulturen, der schon zuhause beginnt: E gegen U, Kultur gegen Kult, arte gegen RTL. Und es erhebt, nach dem Ende der Moral, einen moralischen Mittelfinger.

Tretter spielt Lorenz Lauer, M.A., einen radikalisierten Bibliothekar, der zum Äußersten bereit ist im Kampf gegen die alles verschlingende Massenkultur. Er bombt, er zündelt, er schmuggelt Bändchen mit lesbischer Lyrik ins Kochbuch-Regal.

Lauers Geschichte ist typisch bundesrepublikanisch. Aufgewachsen im Würgegriff anti-autoritärer Erziehung, eingekeilt zwischen Verwandten aus der Zone und amerikanischen Verbündeten mit Riesenbrillen, wendet er sich schon als Kleinkind der Gewalt zu: "Wenns mit meinen Eltern Meinungsverschiedenheiten gab, dann haben wir keinen Sitzkreis gebildet und drüber geredet - da schlug ich gleich zu!" Danach Zivildienst, Studium, erste Anschläge. Alsbald gerät André Rieu ins Visier des Germanisten-Terroristen...

"Die Brille zur Macht" ist nicht nur Polit-Kabarett mit "Pointen, die immer ins Schwarze treffen" (Süddeutsche Zeitung), sondern vor allem ein Appell an Ihre eigene Gewaltbereitschaft: Geben Sie sich einen Ruck! Jeder kann was tun, gegen die "systematische Verödung der Kulturlandschaft"! (Ebersberger SZ) Auch in Ihrer Nachbarschaft gibt es einen Bohlen-Leser, der erledigt werden will.

Matthias Tretter ist Preiträger des Kabarett-Kaktus 2003 sowie des Schweiger-Kleinkunst-Preises.